Ölbild / Öl-Gemälde Erich Stapel (1902-76): Werft „Unsere Heimat“

270 €

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32457 Nordrhein-Westfalen - Porta Westfalica
16.03.2024

Beschreibung

79 x 59 cm (mit Rahmen 90,8 x 70,4 cm)
hinter Glas gerahmt
unten links signiert „Stapel“,
rückseitig der obligatorische Aufkleber „Erich Stapel. Kunstmaler und Metallplastiker. Atelier und ständige Ausstellung. Uerdingen …“
dort handschriftlich „dem Verehrer meiner Kunst, Herrn Kaesbrink? zur freundlichen Erinnerung gewidmet“, sowie „Unsere Heimat. Reparatur-Werft. Original-Gemälde. 60 x 80 cm. Oel. 1968“

Was hat der Mann nur verbrochen? Es ist ja nicht so, dass Erich Stapel in prähistorischer Zeit gelebt hätte und sein Leben aus zusammenklaubten Finger- und Schädelknochen sowie zufällig erhaltenen Farbresten mühsam rekonstruiert werden müsste. Dass er das Zeitliche gesegnet hat, liegt nicht einmal ein halbes Jahrhundert zurück, und trotzdem … Obwohl aus seinem im Herzen Uerdingens gelegenen Atelier als Zeichen ungebändigten Fleißes ein nicht versiegender Strom von Kunstwerken sich zum Schmuck unzähliger Stuben in das Umland ergoss, steht der Künstler Erich Stapel heute im Begriff, vollends in Vergessenheit zu geraten. Nicht einmal bei den örtlichen Kunstvereinen war über wenige Gemeinplätze hinaus etwas von ihm in Erfahrung zu bringen, und seine Arbeiten, die sich in verhältnismäßig großer Zahl auf dem Markt finden, werden eher billig verramscht, als dass sie als Kunstwerke Wertschätzung erfahren.

Gründe dafür finden sich allerdings leicht. So war Erich Stapel ganz offensichtlich bei Auswahl der Motive keineswegs wählerisch. Er scheint alles gemalt zu haben, womit sich nur irgendwie Geld verdienen ließ, was die Frage aufwirft, ob es vielleicht das verbreitete Künstlerlos einer chronisch prekären Situation war, das ihn zwang, von Stillleben über Urlaubsbilder bis hin zu Industriebildern schier alles Greifbare vor die Palette zu nehmen. Nichts ist darüber bekannt, aber unabweisbar auf der Hand liegt, dass eine derartig willkürliche Vielfalt es schwer macht, eine eigene Handschrift zu entwickeln.

Dabei hat Erich Stapel durchaus einen eigenen Stil entwickelt, der aber so wenig goutiert wird, dass es offenbar niemanden stört, sich mit der Auskunft zufriedenzugeben, dass Erich Stapel an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert hat und Mitglied der Düsseldorfer Malschule gewesen sein soll, obwohl doch kaum eine Prägung in seinem Werk weniger auszumachen ist, als die einer Düsseldorfer Malschule, welcher Generation auch immer. In meinen Augen stand er dem Ruhrpott näher als der Düsseldorfer Akademie. Nach dem Krieg war sein Atelier mit Ausstellung zuerst in der Duisburger Finkenstraße 64 angesiedelt, und vielleicht ist es eine der Werften anderen Namens im Duisburger Werfthafen, die nur er „Unsere Heimat“ nannte, weil er sich in diesem Milieu zuhause fühlte.

Seine Malweise ist zu realistisch, um naiv genannt werden zu können, andererseits, um realistisch genannt werden zu können, zu naiv und in machen Werken geradezu kindlich. Schwierig ist es, mit einem eigenen Stil zwischen den Welten zu bestehen. Viele seiner Werke zeichnet ein Schleier der Unschärfe aus, und während andere Maler vielleicht für ihren besonderen Stil gelobt würden, scheint das Urteil bezüglich Erich Stapel sich dahin zu neigen, ihm Unvermögen und das Fehlen einer geeigneten Sehhilfe vorzuhalten.

Die typischen Merkmale von Erich Stapels Malweise, die bestimmt nicht bezogen auf jedes Sujet gleich geglückt wirken, fügen sich auf dem hier angebotenen Gemälde einer Schiffswerft zu einem fantastischen Gesamtbild. Eine an naive Malerei erinnernde Reduktion bringt wunderbar passend die konstruierte Strenge der Industrielandschaft zur Geltung. Es ist ein regnerischer Tag, aber anstatt klarer Spiegelbilder zeigt der nasse Boden nur wirre Reflektionen von Farbe und Licht. In ein Meer von Wolken, Rauch und zischend austretendem Dampf mischen sich die Geräusche metallisch schlagender Hämmer, fauchender Schweißbrenner und kreischender Kräne. Mittendrin, klein zwar aber unersetzlich, der arbeitende Mensch, dem fernab jeglichen Naturidylls der Pott seine Heimat ist.

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